HINTERGRÜNDE

Wer sind WIR?

Wir sind Klara Landwehr und Frauke Schussmann und die Initiatorinnen des Projekts letstalk. Wir arbeiten beide in Beratungsstellen mit Erwachsenen und Jugendlichen zu den Themen Liebe, Beziehungen, Körper und Sexualität. Außerdem haben wir Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen und dem Gestalten von Workshops, durch diverse eigene Projekte und der politischen Jugend-Bildungsarbeit mit geschlechter-reflektierenden und sexualpädagogischen Inhalten. Kennengelernt haben wir uns über das gemeinsame Masterstudium Angewandte Sexualwissenschaft. Aufgrund unserer beruflichen Tätigkeiten und auch aus persönlichem Interesse sprechen wir viel über das Thema Sexualität. Im Austausch mit Anderen fällt uns jedoch auf, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. „Wir sind noch lange nicht an dem Punkt, dass ehrlich, offen und ohne Scham über Sex gesprochen wird, weder in Beziehungen noch in anderen Kontexten“. „Weil wir in unserer Arbeit immer wieder merken, wie wichtig eine Ermächtigung über die Sprache ist, haben wir letstalk ins Leben gerufen.“

Was ist gemeint, wenn wir von „Sex(ualitäten)“ sprechen?

Mit Sexualität meinen wir die ganze Bandbreite erotischer und lustvoller Erfahrungen. Darunter verstehen wir zum einen sinnliche, körperbezogene (konsensuelle) Handlungen und Phantasien, sowohl mit sich selbst wie auch mit anderen Menschen, gelebt oder nicht gelebt, mit Menschen eigener oder anderer Geschlechter, in unterschiedlichen Ausprägungen (z.B. Streicheln, „dirty talk“, BDSM-Spielarten, Kuscheln, Autoerotik/Selbstbefriedigung, Knutschen, Massagen, genitale Stimulation, Phantasien, …). Zum anderen sind vergangene Erfahrungen und Haltungen rund ums Thema für uns Teil der persönlichen Sexualität. Eine Beschränkung auf die normative Definition von „Sex = vaginale Penetration in heterosexueller Personenkonstellation“ lehnen wir ab. Bei letstalk wünschen wir uns eine Reflektion dieses medial und kulturell etablierten Verständnisses von Sexualität. Für uns gibt es keinen „normalen“ Sex und wir gehen davon aus, dass alle Menschen Sexualität anders (er)leben und teilweise auch nicht (er)leben. Bestimmte Erfahrungen, Praktiken und Ideen über Sex sind sehr viel verbreiteter, somit aber nicht wichtiger, richtiger oder besser als andere. Andererseits bedeutet für uns das Besprechen und die Beschäftigung mit Sexualität auch eine kritischen Auseinandersetzung und das Hinterfragen der gesellschaftlichen Norm.

Lasst uns reden! – Warum?

Das Thema Sexualität wird regelmäßig in Podcasts, Magazinen und Büchern besprochen. Aber abseits von plakativ sexualisierten Diskursen oder leicht zu konsumierenden YouTube Videos ist ein offener und ehrlicher Austausch über Sexualität(en) rar. Oft fehlen die Worte, um Erlebnisse und Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Probleme und Fragen diesbezüglich zu benennen. Unsicherheit und Scham sind ebenso Hürden, wie die Angst, Partner*innen durch konkrete Wünsche oder Kritik zu verletzten oder Gesprächspartner*innen mit dem Thema zu nahe zu treten. Eine weitere große Hürde ergibt sich daraus, dass wir kaum lernen, über (unsere eigene) Sexualität zu sprechen. Die „schönste Nebensache der Welt“ wird als etwas dargestellt, was natürlich gegeben ist und automatisch gut „funktioniert“. Das sehen wir anders: offene und ehrliche Kommunikation ist die Voraussetzung für eine konsensuelle und potenziell befriedigende Sexualität.

Genau hier setzt letstalk an – wir möchten einen Raum eröffnen, in dem Menschen üben können, über Sexualität zu sprechen, sowohl themenbezogen als auch über eigene Erfahrungen.
Hierbei verstehen wir uns nicht als Expert*innen, sondern als Initiatorinnen. Wir sehen alle Teilnehmenden als Expert*innen (nicht nur in eigener Sache) und gehen davon aus, dass vielfältiges Wissen und Kompetenzen eingebracht werden. Durch die Kleingruppengespräche geben wir den Raum in diesem Sinne in eure Hände. Dennoch ist uns die Gestaltungs-Macht und hierarchische Position, welche wir als Organisatorinnen besetzen bewusst.
Wir versuchen Barrieren (z.B. der Zugänglichkeit) abzubauen, in dem wir umfassend zur Veranstaltungsreihe einladen, ansprechbar sind, falls Menschen teilnehmen möchten, aber Zugangshürden vorfinden und bei der Planung vor Ort die Bedürfnisse verschiedener Menschen mitzudenken und entsprechende Hürden zu verkleinern. Wir sehen jedoch auch unsere eigene Begrenztheit – bestimmte Barrieren, die gesellschaftlich sehr stark verankert sind, können wir für unsere Veranstaltungsreihe nicht aushebeln.

P.S. Hast du Fragen zur Veranstaltung? Brauchst du Unterstützung / Übersetzung / mehr Informationen zum Veranstaltungsablauf? Gibt es Barrieren, die deine Teilnahme behindern? Hast du Kritik oder Anregungen für die Veranstaltungsreihe? Bitte schreib uns eine eMail an letstalk@posteo.de